Foto: Tilo Wiedensohler

easyCredit BBL

8:41 Minuten ohne Punkt: medi wird im letzten Viertel von ALBA mit 35:4 buchstäblich überrollt

31 Minuten war alles in Ordnung. In der Partie des 28. Spieltags in der easyCredit Basketball Bundesliga bot medi bayreuth im Gastspiel bei ALBA BERLIN dem amtierenden Meister und Pokalsieger einen tollen Kampf. Nur zwei Zähler lag das Team von Head Coach Raoul Korner nach dem verwandelten Freiwurf von Martynas Sajus beim 53:55 zurück. 

Was dann jedoch ab der 32. Spielminute geschah, ist einfach unerklärlich. Während die Hausherren bis zum Spielende noch weitere 32 Zähler auf die Anzeigetafel der mit 2.601 Zuschauern gefüllten Mercedes-Benz Arena brachten, waren es auf Bayreuther Seite: Null! 

Dieser 0:32 Blackout zum 53:87 (35:38) Endstand versaute nicht nur den guten Eindruck aus den ersten drei Vierteln, sondern war für medi bayreuth die nun siebte Niederlage in Serie. 

Das sagt Cameron Wells (Guard bei medi bayreuth):

“Ich hab mich im letzten Spiel etwas am Handgelenk verletzt und heute vor der Partie festgestellt, dass ich nicht bei 100% bin. Dementsprechend haben wir beschlossen, dass ich aussetzen werde, um am Samstag, gegen Würzburg, vollkommen einsatzbereit zu sein. In den ersten drei Viertel haben wir uns eigentlich gut verkauft. Wir konnten unseren Gameplan durchziehen, physisch in der Defensive agieren und fanden zu unserem Passspiel in der Offensive. Im letzten Viertel haben wir aber unser “medi-Spiel” nicht mehr gezeigt und spielen können. Man muss natürlich Berlin Respekt zollen. Sie haben gute Würfe kreiert und diese auch hochprozentig versenkt, sodass sie den Sieg verdient haben. Ich habe bisher noch nie einen 32:0 Run eines Teams miterlebt. Das ist definitiv etwas, was wir mannschaftsintern klären und korrigieren müssen.”

Der Spielverlauf

Die ersten sieben ALBA Punkte gingen allesamt auf das Konto von Christ Koumadje, der von der medi-Defensive zu Beginn nicht unter Kontrolle zu bringen war. Dies stand aber nicht stellvertretend für den Verlauf des ersten Viertels, denn beide Teams taten sich offensiv zunächst recht schwer. Dementsprechend zeigte die Anzeigetafel in der Mercedes-Benz Arena nach über fünf Minuten Spielzeit lediglich einen Score von 7:4 für die Hausherren an. Berlin fand allerdings etwas schneller zum gewohnten Wurfrhythmus und konnte nach gut 8 Minuten mit 15:7 in Führung gehen. Die HEROES OF TOMORROW fanden nach anfänglichen Schwierigkeiten jetzt auch allmählich in der Offensive in die Spur und schafften es, den Rückstand somit nach den ersten zehn Minuten, mit drei Punkten (15:18,) im knappen Bereich zu halten. 

Der Beginn des zweiten Viertels gehörte zunächst den Albatrossen, die einen 5:2 Start auflegten, was medi Head Coach Raoul Korner zu einer schnellen Auszeit veranlasste, um seine Burschen noch einmal richtig einzustellen. Fortan waren die HEROES OF TOMORROW vor allem unter dem Korb präsenter und verteidigten die ALBA-Inside-Plays nun effektiver. Da medi auch in der Offensive jetzt zu seinem Rhythmus fand und extrem gut auf den Ball aufpasste (zur Halbzeit 2:6 Turnover), dauerte es nicht lange, bis Bastian Doreth, durch einen erfolgreichen Korbleger (31:31,17.), und Sacar Anim, durch einen Pull-Up-Jumper (33:33, 18.), den Spielstand jeweils ausgleichen konnten. Dass die HEROES OF TOMORROW jedoch die Führung nicht übernehmen konnten, lag daran, dass ALBA stets die passende Antwort fand. Sinnbildlich für den Verlauf des Spiels auch die letzten Sekunde der ersten Halbzeit, als Johannes Thiemann mit einem erfolgreichen Dreipunktewurf unmittelbar vor der Halbzeitsirene den Vorsprung wieder auf ALBA-Seite (38:35) zurückholte.

“Same procedure as every quarter”, könnte man fast vermuten, denn auch im dritten Spielabschnitt gehörte der Start den Hausherren, die nun von +2 (40:38, 22.) durch einen 9:0 Run schnell auf +11 (49:38, 25.) davon zogen. Doch drei erfolgreiche Dreipunktewürfe von Marcus Thornton (2x) und Bastian Doreth, brachten die HEROES OF TOMORROW schnell wieder mit 47:49 in Schlagdistanz und ließen gar Hoffnung bei den medi-Fans auf die Sensation aufkeimen. Da jedoch die Inside-Punkte auf Bayreuther Seite gänzlich fehlten, wollte das Spiel auch in dieser Phase nicht zu Gunsten der Mannschaft von Head Coach Raoul Korner kippen, sodass medi mit einem knappen 49:52 Rückstand ins letzte Viertel ging und noch eine reelle Siegchancen hatte. 

Diese erledigten sich jedoch zeitnah und die Geschichte des letzten Viertels ist schnell erzählt. Durch vier Punkte zu Beginn lagen die HEROES OF TOMORROW beim 53:55 (32.) noch immer erfolgversprechend im Rennen. Dann allerdings nahm das Unheil seinen Lauf: Ab diesem Zeitpunkt gelang medi bayreuth absolut überhaupt nichts mehr und diese vier Zähler sollten die einzigen im gesamten Schlussabschnitt für die HEROES OF TOMORROW bleiben. Ein sage und schreibe 32:0 Lauf für den amtierenden Deutschen Meister machte die ersten wirklich guten 30-medi-Minuten des Spiels völlig vergessen und bereitete ALBA den Weg zum verdienten 87:53 Heimsieg. 

Das sagt Raoul Korner (Head Coach medi bayreuth):

“Wir haben drei Viertel guten Basketball gespielt, ohne jetzt jeden Spieler in Topform zu haben. Das war solide, doch dann im letzten Viertel haben wir uns drei Unkonzentriertheiten geleistet, den Ball weggeschmissen und ALBA so ins Laufen kommen lassen. Dann haben wir nichts mehr getroffen und es war, als hätte uns jemand komplett den Stecker gezogen und wir wären implodiert. Einfach unfassbar dieses letzte Viertel. 

Ich hätte in diesem letzten Viertel gerne zehn Auszeiten gehabt, aber wir hatten einen kompletten Blackout und haben dann im Endeffekt auch genau das gemacht, was du gegen ALBA eben nicht machen darfst, nämlich schnelle und schlechte Würfe nehmen, den Ball wegschmeißen, nicht zurückrennen, nicht physisch agieren und immer einen Schritt hinten nach sein. Also alles das, was wir über drei Viertel gut gemacht haben, war dann innerhalb von nur einer Minute komplett verloren gewesen.”

ALBA BERLIN vs. medi bayreuth 87:53 (18:15 - 20:20 - 14:14 - 35:4)

ALBA BERLIN: Lo 7, da Silva 20, SMITH 5 (5 Assists), DELOW 5, MATTISSECK 0 (Assists), Schneider 0, Olinde 9, KOUMADJE 11 (7 Rebounds), THIEMANN 20, Sikma, Blatt 10. 

medi bayreuth: ANIM 5, Thornton 11, Wohlrath 0, Jalalpoor 0 (4 Assists), Bruhnke 9, DORETH 12, Seiferth 4, Sanders, ALLEN 0, SAJUS 2, JÕESAAR 10 (7 Rebounds), Wells. 

Das komplette Scouting gibt es hier!

Das Frankenduell steht an!

Bereits am kommenden Samstag geht es für medi bayreuth schon wieder weiter. Zu Gast am 29. Spieltag in der Bayreuther Oberfrankenhalle ist dann der fränkische Kontrahent, s.Oliver Würzburg. Tickets für die Partie gibt es hier. Jump ist um 18:00 Uhr.